Archiv der Kategorie: Hoffnung

D’ Wiehnachtsgschicht

Was bruuchts ächt alls, für d’ Wiehnachtsgschicht?
Nu für  ä chliini; nu ganz schlicht!

Än Maa,  ä Frau, äs Chind im Stroh,
ich glaub, für d’Wiehnacht langt das scho.

Ou nei, da ghört zum Jesuschind
doch na än Esel und es Rind.
Die gänd schön war, drum sind’s jetzt froh,
Ich glaub, für’s Geschichtli langt das scho!

Doch nei da bruchts  na gueti Hirte,
und Gaschthöf bruchts, mit böse Wirte,
will Bös’ und Guets – das isch eso
isch beides i dä Gschicht vorcho.

Wänn ich jetzt aber wiiterdänke,
was alli Lüüt dem Chind wänd schänke,
dänn merk ich, – potz, die Gschicht wird lang;
und langsam wachst i mir dä Drang:

Will ich d’Wiehnachtsgschicht verzelä,
mues ich s’Wichtigschte drus useschelä.

Was isch dänn z’Bethlehem passiert,
dass es eim hüt na fasziniert?

Es göttlichs Wese chunt uf d’Erdä;
seit, Gotteschind dörfsch du hüt werde!

Wänn Du dich a dim Mitmänsch freusch,
im siini Fehler au verzeisch,
dänn wird Dis eigne Herz erhellt,
und scho isch d’Wiehnachtsgschicht verzellt.

Weihnachtsfenster

Erhaben leuchtest du, Verheissung
erhaben und mächtig
deine blaue Unendlichkeit
ewige Wohnung der himmlischen Wesen
und Atem im Hier und Jetzt
aus höchster Himmelsferne
bis hier zu meinem Ort, an dem ich stehe
und mit mir, meine Brüder, meine Schwestern
und alle Menschen um mich herum.
Du führst uns durch deinen blauen Himmel
durch deine leuchtende
durch deine strahlende Zuversicht zusammen.
Alle Kreatur erschütterst du mit deiner Anwesenheit
mit deinem bei-uns-Sein
durch die Bläue des Himmels.
Durch jeden Atemzug leben wir Dich
und jubeln in deiner Kraft.
Es darf geschehen
es wird geschehen
dass auferbaut wird die grosse Stadt
die Gemeinschaft der Völker und Rassen
Brüder und Schwestern
geboren in der Kraft
der unendlich weiten Liebe.

 

Die Blume fühlts

Die Blume fühlt
wenn sie tief in sich hinein spürt
wenn sie tief in sich hinunter lauscht
sich – im Erdenmuttergrunde wurzelnd

Der Mensch hingegen
steht mit eignen Beinen
mit eignen Füssen selber auf der Erde

Doch wenn der Mensch fühlt
wenn er tief in sich hinein spürt
wenn er tief in sich hinunter lauscht
jenen Muttergrund, der tiefer
und weiter als aller Pflanzenerdengrund
uns nährt, uns trägt
der schon mein und deine Mutter nährte
und für uns sorget
für und für

 

 

Kalte Welt?

Wie ist die Welt so kalt;
nicht immer zwar, nicht überall,
doch Winter oder Seelenfrost
klirrt wie Schmerz.
Wir schrecken zurück.

In der Zeitenwende
ging Licht übers Wasser.
Es erschraken die Menschen
da das Wasser trug.

Jetzt ist es kalt bei uns.
Frost klirrt.
Ob der Kälte bildet Eis das Wasser
und es trägt,
trägt auch uns
und keiner erschreckt
und keiner fragt:
„wie kann das sein?“

Das Wunder ist erklärbar,
darum kein Wunder;
doch Anlass zum Staunen
und zur Dankbarkeit
allemal!

 

 

Flüchtlinge

Wer hat sie
wer hat sie gesehen
diese Augen
wer kann widerstehe
diesem Blick
der – entrissen der Heimat –
nur fleht
nimm mich

Wer nimmt ihn
wer nimmt ihn auf
jenen Blick
wer schliesst auf
und lässt zu
zu teilen
den eigenen Namen
mit Geschwistern ganz anderer Haut

Wer hält
wer hält stand
jener Träne
die nicht wollte
was geschah
die sich sehnt
nach dem Muttergrund
und nur fragt – warum

Wer gibt
wer gibt die Antwort
die einzige wahre
die Ja sagt
ja, deine Not ist auch meine
und aufschliesst
aufschliesst den Zaun
und Land und Herzen öffnet

Du zum Ich
Ich zum Du

 

 

ALLES VERWANDELT SICH

Denke nicht
es sei das Ende
und das Ende
sei der Schluss
 
Alles Ding 
nimmt eine Wende
weil sich alles 
wandeln muss
 
Knospe wird Blüte
Wasser wird Eis
aus Kätzchen wird Kater
aus Kleinkind ein Greis
 
Aus Schneeflocke Quelle
aus Huhn wird ein Ei
 
Aus Steinwurf wird Welle
aus Liebe wird Drei    

Aus Fehler Erfahrung
aus Leichtsinn wird Tod
 
Aus Schmerzen Verzeihung
aus Wunde wird Brot
 
Blut ward gegeben
aus Nacht wurde Leben
Angst ward überwunden
wir können gesunden
allem begegnen
Mitmenschen segnen
Weltkrippen hegen